Rede von Charly Chaplin zu seinem 70. Geburtstag
1. Als ich mich selbst zu lieben begann, konnte ich erkennen, daß emotionaler Schmerz und Leid nur Warnzeichen sind – dafür, daß ich nicht im Einklang mit meiner eigenen Wahrheit lebe. Heute weiß ich, diesen Einklang nennt man Authentisch Sein.
2. Als ich mich selbst zu lieben begann, verstand ich, wie sehr es einen Menschen beeinträchtigen kann, wenn ich versuche, ihm meine Wünsche aufzuzwingen, obwohl ich eigentlich weiß, daß der Zeitpunkt nicht stimmt und der Mensch nicht dazu bereit ist – und das gilt auch, wenn ich selber dieser Mensch bin. Heute nenne ich das Respekt.
3. Als ich mich selbst zu lieben begann, hörte ich auf, mich nach einem anderen Leben zu sehnen. Jetzt kann ich sehen, daß alles um mich herum Einladung und Aufforderung zum Wachsen ist. Heute weiß ich, das bereitet den Boden für Reife.
4. Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, daß ich immer und bei jeder Gelegenheit zur rechten Zeit am rechen Ort bin und alles genau zum rechten Zeitpunkt geschieht. Von da an konnte ich gelassen sein. Heute weiß ich, das ist Vertrauen.
5. Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben. Auch habe ich damit aufgehört, grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen. Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude bereitet, was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt – auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo. Heute bedeutet das für mich Einfachheit.
6. Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich ist, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von allem, was mich hinunterzieht oder mich von mir selbst entfernt. Erst nannte ich diese Haltung einen „Gesunden Egoismus“. Heute weiß ich, das ist Selbstliebe.
7. Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich damit aufgehört, immer recht haben zu wollen; seitdem habe ich mich weniger geirrt. Heute weiß ich, das ist gemeint mit Bescheidenheit.
8. Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben und mich um meine Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur mehr in diesem Augenblick, wo ALLES stattfindet. So lebe ich heute jeden Tag, und das heißt für mich Erfülltes Leben.
9. Als ich mich selbst zu lieben begann, erkannte ich, daß mich mein Denken verstören, beunruhigen und krank machen kann. Doch seit es sich mit meinem Herzen verbunden und ihm unterstellt hat, ist mein Verstand ein wertvoller Helfer. Diese Verbundenheit ist – wie ich heute weiß – Herzensweisheit.
10. Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen zu fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten. Heute weiß ich:
Das ist das Leben !
Vor langer Zeit überlegten die Götter, dass es sehr schlecht wäre, wenn die Menschen die Weisheit des Universums finden würden, bevor sie tatsächlich reif genug dafür wären. Also entschieden die Götter, die Weisheit des Universums an einem Ort zu verstecken, an welchem die Menschen sie solange nicht finden würden, bis sie reif genug sein würden.
Einer der Götter schlug vor, die Weisheit auf dem höchsten Berg der Erde zu verstecken. Aber schnell erkannten die Götter, dass der Mensch bald alle Berge erklimmen würde, und die Weisheit dort nicht sicher genug versteckt wäre. Ein anderer schlug vor, die Weisheit an der tiefsten Stelle im Meer zu verstecken. Aber auch dort sahen die Götter die Gefahr, dass die Menschen die Weisheit zu früh finden würden.
Dann äußerte der weiseste aller Götter seinen Vorschlag: „Ich weiß, was zu tun ist. Lasst uns die Weisheit des Universums im Menschen selbst verstecken. Er wird dort erst dann danach suchen, wenn er reif genug ist, denn er muss dazu den Weg in sein Inneres gehen.“
Die anderen Götter waren von diesem Vorschlag begeistert, und so versteckten sie die Weisheit des Universums im Menschen selbst.
(VerfasserIn unbekannt)
Gibt es ein Leben nach der Geburt?
Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch seiner Mutter.
„Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“ fragt der eine Zwilling.
„Ja auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden stark für das was draußen kommen wird.“ antwortet der andere Zwilling.
„Ich glaube, das ist Blödsinn!“ sagt der erste. „Es kann kein Leben nach der Geburt geben – wie sollte das denn bitteschön aussehen?“
„So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller als hier sein. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen?“
„So einen Unsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist die Nabelschnur viel zu kurz.“
„Doch, es geht ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders.“
„Du spinnst! Es ist noch nie einer zurückgekommen von ‘nach der Geburt’. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende. Punktum.“
„Ich gebe ja zu, dass keiner weiß, wie das Leben nach der Geburt aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und sie wird für uns sorgen.“
„Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?“
„Na hier – überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!“
„Quatsch! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht.“
„Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt streichelt…“
(Henry Nouwen)
Das perfekte Herz
Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und prahlte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine grosse Menschenmenge versammelte sich, und alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler an ihm. Und sie alle gaben ihm Recht: Es war wirklich das schönste Herz, das sie je gesehen hatten.
Plötzlich trat ein alter Mann aus der Menge und sagte: „Nun, dein Herz ist nicht mal annähernd so schön wie meines.“ Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz des alten Mannes an: Es schlug zwar kräftig, aber es war voller Narben. Es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber die Teile passten nicht richtig ineinander, und so wirkte es ausgefranst und unregelmässig. An einigen Stellen waren sogar tiefe Furchen zu sehen, wo ganze Teile fehlten. Die Leute starrten ihn an: Wie konnte dieser alte Mann behaupten, sein Herz sei schöner, dachten sie.
Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und lachte: „Du musst scherzen“, sagte er. „Wie kannst du dein Herz mit meinem vergleichen? Meines ist perfekt und deines ist ein Durcheinander aus Furchen und Narben.“
„Ja“, sagte der alte Mann, „deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit dir tauschen! Denn jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe, indem ich ein Stück meines Herzens heraus nahm und es ihm schenkte. Und oft bekam ich dafür ein Stück zurück, das ich dann in mein Herz einfügte. Aber weil die Stücke nicht genau passten, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die ich mit diesem Menschen teilte. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der andere etwas zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben bedeutet manchmal auch, ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie doch eine Erinnerung an die Liebe, die ich für diesen Menschen empfinde. Und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den leeren Platz in meinem Herzen ausfüllen werden. Erkennst du jetzt, was wahre Schönheit ist?“
Der junge Mann stand still da, und Tränen rannen über seine Wangen. Er griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen, nahm ein Stück heraus, ging auf den alten Mann zu und bot es ihm mit zitternden Händen an. Der alte Mann setzte das Geschenk des jungen Mannes in sein Herz, nahm dafür ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde des jungen Mannes.
Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr so perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des weisen Alten in sich hinein fliessen. Sie umarmten sich und gingen weg, Seite an Seite.
(VerfasserIn unbekannt)
Der Sprung in der Schüssel
Es war einmal eine alte chinesische Frau, die zwei grosse Schüsseln hatte, die an den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren Schultern trug.
Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser fasste. Am Ende der langen Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau war die andere Schüssel jedoch immer nur noch halb voll.
Zwei Jahre lang geschah dies täglich: die alte Frau brachte immer nur anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war.
Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die Schüssel zu der alten Frau: „ Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus welchem auf dem ganzen Weg zu deinem Haus immer Wasser läuft.“
Die alte Frau lächelte. „Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht? Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewusst war. Nun giesst du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genau wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren.“
Jeder von uns hat seine ganz eigenen Macken und Fehler, aber es sind die Macken und Sprünge, die unser Leben so interessant und lohnenswert machen. Man sollte jede Person einfach so nehmen, wie sie ist, und das Gute in ihr sehen.
Also, an all meine Freunde mit einem Sprung in der Schüssel, habt einen wundervollen Tag und vergesst nicht, den Duft der Blumen auf einer Seite des Pfades zu geniessen.
(VerfasserIn unbekannt)
Der Holzfäller und der Mystiker
Es war einmal ein Holzfäller, der jeden Tag in den Wald ging. Manchmal musste er hungrig bleiben, weil es zu heiss war, manchmal weil es zu kalt war.
In dem Wald lebte ein Mystiker. Er sah, wie der Holzfäller alt und krank wurde, Hunger hatte und tagein, tagaus hart arbeitete.
Er sagte: „Hör mal, warum gehst du nicht ein bisschen weiter?“
Der Holzfäller sagte: „Was hab ich davon, wenn ich ein bisschen weiter gehe? Mehr Holz? Das ich dann meilenweit schleppen muss?“
Der Mystiker sagte: „Nein. Wenn du ein bisschen weiter gehst, findest du eine Kupfermine. Du kannst das Kupfer in die Stadt bringen, und das wird dir für sieben Tage reichen. Dann brauchst du nicht mehr jeden Tag kommen und Holz fällen.“
Der Mann dachte bei sich: „Warum soll ich es nicht versuchen.“
Er ging weiter und fand die Mine. Und er war überglücklich. Er kam zurück und fiel dem Mystiker zu Füssen.
Der Mystiker sagte: „Freue dich nicht zu sehr. Du musst noch ein bisschen tiefer in den Wald gehen.“
„Aber wozu denn?“ fragte der Mann. „Jetzt habe ich doch für sieben Tage genug zu essen.“
„Trotzdem“, sagte der Mystiker.
Aber der Mann meinte: „Wenn ich weiter gehe, verliere ich die Kupfermine.“
Jedoch er sagte: „Geh nur. Sicherlich verlierst du die Kupfermine, aber dort gibt es eine Silbermine. Und was du von dort bringen kannst, reicht dir für drei Monate.“
„Der Mystiker hat mit der Kupfermine recht gehabt“, dachte der Mann. „Vielleicht hat er ja auch mit der Silbermine recht.“ Und er ging und fand die Silbermine.
Tanzend kam er zurück und sagte: „Wie kann ich dir das je vergelten? Meine Dankbarkeit ist grenzenlos.“
Der Mystiker sagte: „Aber nur ein paar Schritte weiter ist eine Goldmine.“
Der Holzfäller zögerte. Er war eigentlich ein armer Mann. Schon eine Silbermine war etwas, was er sich nie hätte träumen lassen.
Aber wenn es der Mystiker sagte, wer weiss? Vielleicht hat er ja wieder recht. Und er fand die Goldmine. Jetzt hatte er so viel, dass er nur einmal im Jahr zu kommen brauchte.
Der Mystiker sagte: „Es wird lange dauern. Du kommst erst in einem Jahr wieder. Und ich bin alt. Vielleicht bin ich dann nicht mehr da, vielleicht bin ich dann fort. Deshalb muss ich dir sagen, dass du bei der Goldmine nicht aufhören sollst. Nur ein Stückchen weiter…“
Aber der Mann meinte: „Warum? Was soll das? Du zeigst mir etwas, und kaum habe ich es, sagst du mir, ich soll es wieder loslassen und weitergehen. Jetzt habe ich die Goldmine gefunden!“
Der Mystiker sagte: „Aber ein paar Schritte weiter im Wald ist eine Diamantmine.“
Der Holzfäller ging noch am selben Tag los und fand sie. Er brachte viele Diamanten mit und sagte: „Das reicht mir für mein ganzes Leben.“
Der Mystiker sagte: „Jetzt treffen wir uns vielleicht nie mehr wieder, deshalb ist hier meine letzte Botschaft an dich: Jetzt, wo du für dein ganzes Leben genug hast, gehe nach innen! Vergiss den Wald, die Kupfermine, die Silbermine, die Goldmine und die Diamantmine. Jetzt verrate ich dir das letzte Geheimnis, zeige dir den grössten Schatz, der in dir ist. Deine äusseren Bedürfnisse sind erfüllt. Setz dich hin, so wie ich hier sitze.“
Der arme Mann sagte: „Ja, ich habe mich schon gefragt… Du weisst von all diesen Schätzen – warum sitzt du die ganze Zeit hier? Die Frage hab ich mir immer wieder gestellt. Und ich wollte dich gerade fragen: Warum holst du dir nicht die ganzen Diamanten, die dort herumliegen? Nur du weisst davon. Warum sitzt du die ganze Zeit unter diesem Baum?“
Der Mystiker sagte: „Nachdem ich die Diamanten gefunden hatte, sagte mir mein Meister: ‚Jetzt setz dich unter diesen Baum und gehe nach innen!‘“
(Ma Prem Shunyo: „Diamanten auf dem Weg“, Prolog)